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Pfingstlöcher


Im Wartezimmer des Zahnarztes sitzen Mutter und Tochter. Das Mädchen ist vielleicht fünf oder sechs Jahre und sehr aufgeweckt; sie inspiziert die Kinderecke, die Bilder an der Wand und dann fällt ihr Blick auf die abgehängte Zimmerdecke, die aus weißen Kunststoffplatten mit vielen kleinen Löchern besteht. "Guck ma´, Mama, das sind Pfingstlöcher!" "Pfingstlöcher?" fragt die Mutter stirnrunzelnd, und ich schaue neugierig über den Rand meines Buches, wie es jetzt weitergeht. "Anja hat erzählt, dass der Sohn vom Gott jetzt wieder bei seinem Papa im Himmel ist. Aber er denkt an uns, und damit wir nicht so allein sind, schüttelt er Pfingsten von oben Geist. Und der Geist muss ja irgendwie auch in die Häuser. Dafür gibt’s die Löcher in der Decke!"
Ich muß mir das Lachen verkneifen, aber als ich wieder Zuhause bin, schaue ich mir nachdenklich unsere Betondecke an.
Wieviele Räume und wieviele Menschen könnten doch die Pfingstlöcher gut gebrauchen!? Wenn Ihr mich also demnächst mit offenstehendem Mund seht: das ist nur zum Geistauffüllen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Anton M. (Montag, 29 Mai 2023 19:19)

    Man kann gar nicht offen und empfänglich genug sein für den Geist. Pfingstlöcher ... herrlich!

  • #2

    MM (Dienstag, 30 Mai 2023 08:35)

    Ich sollte mal nachschauen, wo unsere Bohrmaschine ist...